Was wäre eine echte Brotzeit an frischer Luft nur ohne herzhaften Käse? Undenkbar! Genau.
Gerade deshalb bin ich so froh, dass die Inhaber vom Milchhof Fiedler, Kati und Heiko Jaensch, so leckeren Käse inmitten unserer schönen Nationalparkregion herstellen und meine BrotZeitTour-Idee von der ersten Minute an unterstützen. Schon lang nehme ich mir vor, den beiden mal bei der Käse-Produktion über die Schulter zu schauen. Da kam doch die coronabedingt tourfreie Zeit gerade gelegen und so konnte ich mal einen ganzen Tag lang mit anpacken.
Bei Fiedlers leben 3 Generationen unter einem Dach und alle Bewohner sind ganz vernarrt in ihre Kühe. Besonders wichtig ist es Ihnen, dass die Milchkühe lange glücklich leben und sie fast ausschließlich eigene gentechnikfreie Futtermittel zu fressen bekommen. Die frische Rohmilch wird ohne chemische Zusätze, d.h. nur durch die natürliche Zugabe von Milchsäure und Lab zu leckerem Käse weiterverarbeitet. So entstehen jeden Monat ca. 200 kg Schnittkäse und weitere 300 kg frische Molkereiprodukte, die ausschließlich in der Region verkauft werden.
Montags wird die „weiße Linie“ produziert, kündigte mir Chefin Kati an, d.h. wir stellen Quark, Joghurt, Butter und Frischkäse her. Es reicht, wenn ich gegen 9 Uhr da bin. Was ist bisher nicht wusste, der Prozess zieht sich über 2 Tage hin, sodass ich für den ersten Schritt schon zu spät war. Bereits am Sonntag Vormittag hat Heiko die frische Rohmilch zentrifugiert also geschleudert und so die fetthaltigere Sahne von der Magermilch getrennt. Für ein Kilogramm fertige Butter braucht es ca. 20 Liter frische Milch. Nach dem Schleudern muss der Rahm wieder gekühlt ruhen, bevor es am Montag früh an die Verbutterung geht. Was früher in Butterfässern große Mühe erforderte, übernimmt zum Glück auch in der kleinen Hofmolkerei eine Maschine. Jetzt gilt es die Sahne so lang zu schlagen, bis sich erste Butterflocken von der übrig bleibenden Buttermilch absetzen. Der ganze Prozess kann sich schon mal über Stunden hinziehen. Kaum auszudenken, wie viel Kraft erst die Arbeit mit dem Butterfass gekostet haben muss. Dennoch kommt auch heute in der Hofmolkerei absolut keine Langeweile auf. Denn inzwischen ist die Milch mit den Joghurtkulturen zur Abfüllung bereit, der Quark fertig abgetropft und alles will portioniert und verpackt werden.
Gesagt getan und schon ist es 14 Uhr. Wahnsinn, so schnell vergeht die Zeit sonst nur, wenn ich mit meinen Gästen auf Tour bin. Jetzt ist endlich die Zeit gekommen, um die Butter aus der kleinen Trommel zu holen. Man sieht winzige Butterflocken, wenn man bedenkt, wie viel Sahne am Anfang im Behälter war. Jetzt kommt die Masse noch für mindestens eine halbe Stunde ins Eiswasser und muss mehrmals „gewaschen“ werden, bevor sie zu Stückchen weiterverarbeitet werden kann. Gegen 16 Uhr halten wir dann endlich ein erstes Butterstück in der Hand – wunderschön geformt mit Blumenmuster in einer traditionellen Butterform aus Holz.
Glücklich und zufrieden beende ich meinen Praktikumstag. Heute habe ich so viel gelernt, was ich für meine Touren mit auf den Weg nehmen kann und das ganz ohne Präsentationen, Handouts und Zoom-Meetings. Zum Abendessen gibt es heute frisches Brot mit selbstgemachter Butter und frischem Kräuterquark. Ein Gedicht.
Fazit: Nichts ist so leicht, wie es scheint und frische Milchprodukte direkt vom Hof sind jeden Cent wert! Lasst sie euch schmecken.
Meine Empfehlung:
Jeder ersten Freitag Abend und Samstag Vormittag im Monat öffnet der Milchhof Fiedler in Dorf Wehlen seinen Hofladen. So könnt ihr direkt mit den Produzenten ins Gespräch kommen und vor Ort einkaufen. Die Verkaufsautomaten direkt am Stall bzw. in der Touristinformation in Stadt Wehlen versorgen euch zudem rund um die Uhr mit frischen Molkereiprodukten und zusätzlichen Erzeugnissen aus eigener Produktion oder der Region.
Weitere Infos unter https://www.milchhof-fiedler.de